ProBat in der Praxis

Anlagenbetreibende können von qualifizierten Gutachtenbüros mit Hilfe von ProBat spezifische Abschaltalgorithmen ermitteln lassen, die die vorsorglichen pauschalen Abschaltzeiten durch ein dem Standort und den Naturraumbedingungen des Windparks angepasstes Betriebsmanagement ersetzen. Auf Grundlage standortspezifischer Daten zu Anlage, Wetter und Fledermausaktivität erstellt die Software anschauliche Auswertungsdiagramme und einen übersichtlichen Report, um die gutachterliche Einschätzung zu unterstützen.

Grundlagen zur Berechnung standortspezifischer Abschaltungen mit ProBat

Gondelerfassung und statistische Risikobestimmung

ProBat verbindet drei Komponenten:

  1. Den in den Studien RENEBAT I bis III entwickelten Standard zur akustischen Erfassung von Fledermausaktivitäten an WEA, die sogenannte Höhen- oder Gondelerfassung.
  2. Einen aussagekräftigen, mehrjährigen Datensatz, der in den RENEBAT-Projekten sowie dem anschließenden Vorhaben zur Weiterentwicklung von ProBat erhoben wurde. Dieser bildet die Grundlage zur Vorhersage der Fledermausaktivität in Gondelhöhe aus Windge­schwindigkeit, Datum und Uhrzeit.
  3. Eine wissenschaftlich fundierte Methode, um in einer mathematisch-statistischen Auswertung der genannten Daten das standortspezifische Risiko von Kollisionen für Fledermäuse zu bestimmen und durch Betriebsanpassungen zu verringern.

Von den bioakustischen Daten zu spezifischen Betriebsparametern

ProBat nutzt statistische Modelle, die die Faktoren Phänologie (Verteilung der Fledermausaktivität über das Jahr), Naturraum, Nachtzeit, Jahres­zeit, Windgeschwindigkeit und das Aktivitätsniveau von Fledermäusen an der jeweiligen WEA berücksichti­gen und verwendet diese Daten, um das standortspe­zifische Tötungsrisiko zu ermitteln und zu reduzieren.

Um standortspezifische, fledermaus­angepasste Betriebsparameter zu ermitteln, muss mindestens während zweier aufeinander­folgender Fledermaus-Aktivitäts­perioden eine Erfassung der Fledermausaktivität an der Gondel der WEA nach dem RENEBAT-Standard durch­geführt werden (eine Festsetzung vorläufiger Vorgaben ist bereits nach dem ersten Erfassungsjahr möglich).

 

Voraussetzungen für die korrekte Datenermittlung für ProBat

Entscheidend ist die korrekte Erhebung der standortspezifischen Daten. Die bioakustische Erfassung der Fledermausaktivität im Gondelbereich ist nach den definierten Parametern aus den RENEBAT-Vorhaben durchzuführen. Dazu zählen u. a. korrekte Uhrzeiten der Aufzeichnungen sowie die Kalibrierung und Einstellung des jeweils in der Gondel installierten Detektors. ProBat kann derzeit Daten der Geräte Anabat (Titley Scientific), Batcorder (ecoObs GmbH) und BATmode/Avisoft-Recorder (bat bioacoustictechnology GmbH) verwenden. Zu beachten ist auch der Einbauort der Mikrofone: Wenn möglich zwischen Rotor und Turm (alternativ im hinteren Bereich der Gondel) und in jedem Fall mit einer Ausrichtung zum Boden. Moderne Aufnahmesysteme können täglich die aktuelle Mikrofon­empfindlichkeit messen und per SMS oder E-Mail übermitteln. Diese Werte sollten laufend geprüft und das Mikrofon Abweichungen der Empfindlichkeit um mehr als 6 dB ausgetauscht werden.

  • Wer ermittelt die standortspezifischen Daten?

    Die Datenerhebung für die ProBat-APP findet im Rahmen der Erfassung der allgemeinen Betriebsdaten der WEA und im Rahmen der Gondelerfassung (häufig auch als „Gondelmonitoring“ bezeichnet) statt. Die standortspezifischen Fledermausaktivitäten werden hierbei von einem spezialisierten Gutachtenbüro durch eine mindestens zweijährige Erfassung der Fledermausrufe an der Gondel ermittelt. Die von den Sensoren der Anlage gemessenen meteorologischen Daten werden von den Betreibenden zur Verfügung gestellt.

  • Was sind häufige Fehler im Rahmen der Datenerhebung?

    Um Fehler bereits bei der Datenerhebung und bei der Bearbeitung der Daten mit ProBat zu vermeiden, ist es notwendig, die Hinweise in den „Datenvoraussetzungen und im Handbuch zu ProBat detailliert umzusetzen und zu beachten. Bei der Ruferfassung kommen spezielle Rekorder zum Einsatz, bei deren Einbau und Parametrierung bereits Fehler entstehen können. Störgeräusche, der Ausfall von Sensoren und partielle Ausfälle von Rekordern sind Ereignisse, die bei der Auswertung der Daten durch die Gutachtenbüros zu bewerten sind. ProBat unterstützt bei dieser Arbeit und hilft beispielsweise unterschiedliche Zeitstempel in den Detektor- und Anlagendaten zu erkennen.

  • Wie verwertet ProBat die Daten?

    ProBat erstellt auf Grundlage der eingelesenen Daten anschauliche Diagramme zu WEA- und Wetterdaten sowie Aktivitätsverteilung über Monat, Nachtzeit, Wind, Temperatur und Niederschlag, die mit den in ProBat vorausgesetzten Verteilungen abgeglichen werden können. Mit Hilfe dieser grafischen Darstellungen können Gutachter*innen die Datenlage auf eventuelle Fehler überprüfen. Sind alle Daten eingegeben, geprüft und ggf. bereinigt, berechnet ProBat auf Basis eines statistischen Zielwertes für die maximale Anzahl getöteter Fledermäuse je WEA und Jahr individuelle Cut-In-Windgeschwin­digkeiten. Diese werden zum Zweck der Überprüfung ebenfalls grafisch dargestellt. ProBat berechnet anhand eines vorge­gebenen Grenzwertes, ob das Dämmerungsintervall (ein Zeitabschnitt vor Sonnenuntergang) für die Herbstmonate oder das gesamte Jahr bei den Abschaltungen berücksichtigt werden muss und unterstützt die Festlegung einer Temperaturschwelle, unter der die Anlage im Normalbetrieb laufen kann. Die Projektinformationen werden in einem übersichtlichen Report zusammengefasst. ProBat unterstützt damit die gutachterliche Arbeit, kann Sie jedoch keinesfalls ersetzten.

Datenaufbereitung in ProBat: Beispielgrafiken

Standortkarte mit Naturräumen

Wetterdaten (Windgeschw. u. Temperatur)

Aktivitätsverteilungen (Windgeschw. u. Nacht)

Aktivitätsverteilungen (Temperatur u. Jahr)

Darstellung der nächtlichen Fledermausaktivität

Aktivitätsverteilung über Wind u. Temperatur

Grafik zur Überprüfung der Zeitzone

Ermittelte Cut-In-Windgeschwindigkeiten